Christine Odermatt
 

 
 
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Rüti - Die Kulturkommission Rüti veranstaltet eine Lesung mit Christine Odermatt zum Thema "Dieser Krieg ist uns zum Heil” in der Buchhandlung Fabula

Stimmen zum Beginn des 1. Weltkriegs

 
 
Die Verantwortlichen der europäischen Grossmächte haben ihre Völker sehenden Auges in den 1. Weltkrieg geführt. Wie aber war es möglich, dass grosse Teile der Bevölkerung eine echte Kriegsbegeisterung erfasste? Dass nach Weltausstellungen, internationalen Sozialistenkongressen, grenzüberschreitendem Handel, Währungsunionen und freiem Personenverkehr ein hysterisch anmutender Nationalismus um sich griff? Ursache war unter anderem eine gewaltige Propagandaschlacht. In den kriegführenden wie den neutralen Ländern entstand eine Flut von Werbeschriften, Frontberichten, Romanen und Gedichten. Namhafte Wissenschaftler und Autoren entwarfen flammende Aufrufe an die Bevölkerung des eigenen Landes, wie etwa der Deutsche Hermann Bahr: „Die Wirklichkeit dieses Krieges übersteigt alle unsere Vorstellungen vom Kriege und herrlich ist es, dies einmal im Grossen zu erleben. … Auch dieser Krieg ist grauenhaft, ja, aber uns zum Heil. So empfinden wir ihn. Und so empfanden wir ihn gleich vom ersten Tag an!“

Der jungen Historikerin Christine Odermatt ist es gelungen, authentische und ergreifende Texte aus Deutschland, England, Frankreich und der Schweiz zusammenzustellen. Sie geben Einblick in die angeheizte Stimmung der ersten Kriegsmonate 1914/1915. Die Herausgeberin wird an der Lesung neben Kriegsbegeisterten aber auch frühe Berichte von Kriegsteilnehmern vorstellen. Sie machen erste Ernüchterungen spürbar und führen die Unmenschlichkeit des Kriegs vor Augen: „Wen ein Volltreffer erfasst, der ist im Nu eine unkenntliche Masse. Ein rascher Tod, wie der vom Blitz. … Aber schlimm sind die Verstümmelungen einzelner Getroffenen. Nein, nicht daran denken. Nur an die Worte: Haltet aus!“

Die wenigen kritischen Autoren, die am Pazifismus festhielten, etwa der französische Schriftsteller Romain Rolland, hatten es in ihren Heimatländern schwer und wurden verfemt. Mehrere fanden Zuflucht in der Schweiz. Unser Land war eine wichtige Drehscheibe bei der Verbreitung des Schrifttums für und wider den Krieg.

Einer der Friedensaktivisten war der Deutsche Richard Grellinger, der schon 1915 mit verblüffender Klarheit das Ergebnis des Ringens für seine Heimat voraussagte: "Und je länger dieser Krieg dauert ... umso mehr erhöhen sich die Wahrscheinlichkeiten für eine Entwicklung, die, wenn auch keine entscheidende Niederlage Deutschlands, so doch einer überwiegende Erschöpfung seiner Hilfsmittel im Vergleich zu seinen Gegnern darstellt und daher notwendig die Friedensbedingungen ungünstiger als jetzt gestalten muss."

5.11.2014
19:30 Uhr

Organisation
Kulturkommission Rüti


Buchhandlung Fabula
Spitalstrasse 3
8630 Rüti ZH
Tel. 055 241 20 40
 
www.rueti.ch
www.fabula.ch
 
 
 
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