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Herzergreifend und lasziv

 
 
In einem Bergdorf soll ein grosses Projekt – der HMRC-Tower – entstehen, und alle erhoffen sich einen Vorteil davon. Thomas will politischen Ruhm, Köbi will Kunden für sein geplantes Lama-Trekking, Ruth will Geld, und Jolanda will mehr Kinder zum hüten. Dumm nur, dass die isolierten Bergler noch gar kein Geld des russischen Sponsors gesehen haben. Deshalb die streikenden Arbeiter.

So weit die Geschichte des neuen zapzarap-Programms «Spatenstich». Dieses lebt jedoch nicht von tollen Spannungsbögen oder verwinkelten Handlungssträngen. Das wahre Gaudi beim Zusehen sind die vier Protagonisten und das, was sie mit ihrer Mimik, ihren Stimmen und dem einzigen Requisit - den vier grauen Holzplatten - auf die Bühne zaubern. Höchst raffiniert beispielsweise, wie das Requisit für eine bäuerliche Odyssee durch ein Amt genutzt wird: stetig verschoben, mal ein Hindernis, mal eine aufgehende Tür, mal ein Lift, mal ein Schalter. Dazwischen der Köbi, immer verzweifelter, will er doch nur einen Antrag stellen.

Die komplexe Leistung der zapzarap-Mitglieder wird hier besonders ersichtlich, müssen doch der Bewegungsablauf, das Schauspiel und der mehrstimmige A-cappella-Gesang perfekt zusammen passen. Es gibt einige solcher Szenen: Zum James-Bond-Song «Goldfinger» dienten die Holzplatten als musikalisches Element, und die brave Ruth flippt zunehmend aus, bis sie radschlagend als Bond-Girl über die Bühne turnt – ein Highlight des Abends.

Zapzarap bleibt auch beim neuen Programm seinem Markenzeichen treu. Die Figuren schauspielern sich durch die garstige Realität und zeigen beim Gesang ihre Gefühle. So auch Jolanda, als sie versucht, den Köbi (der Bauer wollte anfangs seine Wiese nicht für einen Parkplatz hergeben) vom Projekt zu überzeugen, indem sie herzergreifend und lasziv «Dich gibt es nur einmal für mich» darbietet. Oder wiederum Ruth, die Dodo Hugs «I ma nümm» derart dynamisch auf die Bretter zaubert, dass einem beim Zusehen die Luft wegbleibt.

"Spatenstich"
26.08.2009
20.00 Uhr

Kulturverein Wila
info@kulturvereinwila.ch
www.kulturvereinwila.ch
 
 
 
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