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Sonderausstellung im Museum Schloss Kyburg

 
 
Jeder hat schon von den Zünften und Zünftern gehört, die alljährlich am Sechseläuten auftreten. Dass die Zünfte das Leben der Stadtbürger und –bürgerinnen früher von der Wiege bis zur Bahre bestimmten, dass alle in der Stadt Zürich von den Zünften integriert wurden, dass sogar das Leben der Untertanen auf der Landschaft von den zünftigen Entscheidungen abhing, zeigt die Sonderausstellung in der unteren Ritterlaube auf Schloss Kyburg.

Letztes Jahr feierte die Zunft zur Meisen das 250-Jahr-Jubiläum ihres wunderbaren Zunfthauses – mit einer Ausstellung, die den Titel «Frauen, Zunft und Männerwelt» trug. Markus Brühlmeier, zusammen mit Beat Frei Verfasser der jüngsten Zunftgeschichte, konzipierte diesen historischen Einblick in das Leben im zünftigen Zürich. Schon in der Erarbeitungsphase wurde beschlossen, die aufwändige Ausstellung in komprimierter Form auch noch an einem anderen Ort als in der Stadt Zürich, wo sie auf zwei Häuser – Stadthaus und Zunfthaus zur Meisen – verteilt aufgebaut war, zu zeigen. Das Museum Schloss Kyburg war gerne bereit, das Thema in adaptierter Form in seinen Mauern zu zeigen, da das Schloss und der hier residierende Landvogt das zünftige Zürich vertraten.

Kyburg war der Sitz eines Landvogts, der als Statthalter Zürichs die Herrschaft in der gleichnamigen Vogtei verwaltete. Das heutige Kantonsgebiet war in Landvogteien und Obervogteien aufgeteilt. Die Landvögte sorgten für Recht und Ordnung, Abgaben, Zölle und Steuern. Das Amt des Landvogtes war eine Stufe der damaligen politischen Karriere. Sie beginnt in der Zunft. Wer zu den einflussreichen Familien gehört, wird ins Regiment aufgenommen und Mitglied des Grossen Rates. Die nächste Stufe ist der Einzug in den Kleinen Rat, als Zunftmeister oder frei gewählter Ratsherr. Wer sein Landvogtamt gut versah, konnte sich für den Bürgermeisterposten empfehlen.

Jeder Stadtzürcher Bürger gehörte einer Zunft an. Wer ein Gewerbe ausüben wollte, musste zuerst in das entsprechende Handwerk aufgenommen werden. Meist bildeten mehrere Handwerke zusammen eine Zunft. So umfasste die Meisen die Sattler, die Wirte
und die Maler. Grosskaufleute und Rentner, aber auch Pfarrer konnten sich selbst auswählen, in welcher Zunft sie waren. Am Modell der Zunft Meisen fällt auf, dass es im vormodernen Zürich (gut 10’000 EinwohnerInnen) nur neun Wirte gab. Sie durften warme Speisen verkaufen. Daneben gab es zahlreiche Trinkstuben. Die wichtigsten waren die Zunftstuben. In ihnen trafen sich die Handwerker und Kaufleute, wurden Geschäfte geschlossen und politisiert. Und mehrmals pro Jahr zünftig gegessen. Die Portionen waren so gross, dass vieles in Packpapier mit nach Hause genommen wurde. Ein Landvogt erklärt, warum nur reiche Zürcher damals politische Karriere machten; ein Sattler aus der Landschaft nervt sich über die Reglementierung durch die Stadt, und die Tochter des Stubenknechts der Saffran wundert sich über die Zunftsitten.

Eine kleine Installation lässt die Besucher raten, wer wohl in welcher Zunft zu finden war. In zwei Videostationen und einem kurzen Hörspiel werden die historischen Quellen mit Leben gefüllt. Wer die kleine Ausstellung durchschritten hat, wird das nächste Sechseläuten mit anderen Augen sehen – und sich unter Saffran, Kämbel und Meisen etwas vorstellen können.


So. 08.06.2008 bis Fr. 31.10.2008

Vernissage:
Sa. 07.06.2008
15.00 Uhr

Museum Schloss Kyburg
Schloss
8314 Kyburg
 
museum@schlosskyburg.ch
www.schlosskyburg.ch
 
 
 
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